Hidden-Land Rice Valley

Gestern habe ich mit Peter einen Motorradausflug nach Haa-Valley (auch genannt Hidden-Land Rice Valley) gemacht. Ich kam mir vor wie ein Avatar auf Rädern..

..Der Monsunregen zeigt sich immer häufiger in diesen Tagen und macht die Wälder unheimlich grün und dicht. Der Duft nach einem Regentag ist frisch und blumig. Der Haa-Distrikt liegt an der westlichen Grenze Bhutans. Im Nordwesten grenzt Haa an Tibet und war, während den Kriegen in Tibet, nur für bestimmte Gruppen zugänglich. Haa hat viele Naturreservate und das Tal ist eingekesselt zwischen hohen Bergen. Noch immer hat es ein indisches Militärcamp, stationiert in Haa, um gegen den feindlichen Einfall der Chinesen geschützt zu schützen. Das Tal ist abgesehen davon aber ein sehr friedlicher und geheimnisvoller Ort. Die Berge ragen dunkelgrün in den Himmel und man hat das Gefühl in einer anderen Welt zu sein. Auf dem Weg zu dem höchst befahrbaren Chele La Pass (3988m), waren wir von Himalayazedern umgeben. Sie erinnerten mich an den Film Avatar. Von ihren Baumkronen hängen lange haarähnliche Fäden, die ausschliesslich in Gegenden wachsen, wo die Luft sehr rein ist. Die Bäume haben unterschiedliche Etagen, die einem einladen, von der einen auf die andere Grünfläche zu springen. Schade, dass mich kein Straussen-Pferd oder eine Reitechse abgeholt hat, um auf ihrem Rücken zu fliegen. IMG_0040Das Stählerne Pferd von Peter (Motorrad genannt) war aber auch sehr cool. Es erlaubte uns durch die kleinen verlassenen Dörfer zu fahren, die den Anschein machten zu schlafen. Doch als die Kinder das laute Auspuffgeräusch hörten, rannten sie uns entgegen, winkten und freuten sich über unseren Besuch in ihrem Dorf. Die Kinder in Bhutan sind unglaublich süss und ich freue mich jedes Mal wenn eine leise Kinderstimme sagt „Hello Mam“.

Auf dem Pass warten hunderte Gebetsfahnen, die im Wind flackern und eine atemberaubende Aussicht auf einen.

Wenn ein Kind in Bhutan stirbt, wird es häufig auf diesen Gipfel gebracht, wo eine Puja (Opfergabe) veranstaltet wird. Die Fahnen sind in Ehren für die Verstorben angebracht. Es herrscht eine schöne aber gleichzeitig etwas unheimliche Stimmung auf dem Pass. Ich bin dankbar, dass ich es zu diesem sehr spirituellen Ort geschafft habe. Auf dem Berg haben wir eine ganze Gruppe Bikers kennengelernt und sind mit ihnen den Pass hinunter gesaust – eine super Stimmung und ein genialer Sound mit so vielen Motorrädern.

Auch noch letzte Woche habe ich den Dochula Pass besucht, von welchem man ebenfalls eine traumhafte Aussicht auf die Berge Bhutans geniesst.

Die Türmchen auf dem Dochula Pass nennt man Stupas. Sie dienen als Platz zum Meditieren und Beten und werden  von den Buddhisten immer im Uhrzeigersinn umkreist. Früher dienten sie der Aufbewahrung von Reliquien, als Grabstätte. An vielen heiligen Orten sind diese Türmchen zu finden. Auf dem Dochula wurden sie angebracht, als Zeichen der Dankbarkeit, als der vierte König Druk Gyalpo Jigme Singye Wangchuck gesund aus dem Grenzkrieg gegen Indien zurückkam. Der vierte König wird in Bhutan immer noch speziell geehrt. Sein Einsatz für Bhutan und sein Volk ist zweifelslos zu ehren. Im Alter von siebzehn wurde er zum jüngsten Monarch der Welt gekrönt. Als die Armee aus dem indischen Staat Assam und Bengal unbefugter Weise den Süden des Landes besetzte, reiste der König etliche Male selbst dorthin, um die Armee freundlich zu bitten das Land zu verlassen. Nachdem seine Bemühungen erfolglos blieben, marschierte er mit ein paar wenigen Soldaten in den Krieg. Er persönlich führte die Truppe und es gelang ihm die Besetzer, in weniger als drei Tagen, aus dem Land zu schaffen, ohne viel Blut vergiessen. Die Gegner selbst halfen ihm über Jahre, die Waffen in ein nahegelegenes Kloster zu tragen, da sie dachten es handle sich um Schätze des Klosters. Der König wusste sein Intellekt gut einzusetzen. Er war und ist ein Visionär für das Königreich. Viele Leute die ihm schon begegneten, erzählten mir, dass sie es nicht schafften, ihm in die Augen zu schauen oder nur schon den Kopf zu heben. Er muss eine unglaubliche Kraft und Aura ausstrahlen. Leider hatte ich bis anhin noch nicht das Vergnügen ihn zu treffen – aber sag niemals nie…

Zu seinem 60igsten Geburtstag wurden diverse Gedichte und Ehrenhymnen verfasst. Untenstehend ein Beispiel einer Studentin des RTC’s. Es beschreibt das Land auf eine passende und schöne Weise.

This is Bhutan
Where cypress stands tall
Where rhododendron blooms enjoy
Where rivers flow gracefully
Where the Himalayas never fade.

This is Bhutan
Where even prayer flags flutter humbly
Where gho and kira are like one’s skin
Where the smell of ema-datsi favours every kitchen
Where prayer chant flows in monasteries and homes.

This is Bhutan
Where noble Kings bless the people
Where people are known for their humbleness
Where children laugh and giggle thorough childhood
Where youths serve the kingdom.

This is Bhutan
My country
(By Phenki, RTC)

 

 

Arbeit und Schule in Bhutan

Meine beste Freundin hat mich darauf hingewiesen, dass meine Berichte spannend sind, dass ich jedoch mal erzählen soll, was ich den ganzen Tag so mache, wenn ich nicht gerade auf einen Berg renne. Heute möchte ich euch deshalb daran teilhaben lassen, wie ein ganz „normaler“ Tag in Bhutan für mich aussieht. Ich wohne bei einer bhutanesischen Familie über dem Semthoka Dzong. Einer der ältesten Dzongs in Bhutan und geniesse eine wunderschöne Aussicht von meinem Zimmer aus. Speziell in der Nacht, wenn der Dzong beleuchtet ist, kommt eine schöne Stimmung mit Sicht über die Stadt und den Dzong auf. Auch den wunderschönen Buddha, der die Stadt von einem Hügel aus beschützt, darf ich täglich bewundern.

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Die Stadt Thimphu

Viele erzählen mir wie, noch vor wenigen Jahren, die Stadt Thimphu bedeckt war mit Reisfeldern. Heute hat die Stadt 79‘000 Einwohner und wächst rapide weiter. Hier ein kleines Quiz:

Thimphu ist die einzige Hauptstadt der Welt a) ohne Bahnhof, b) unter Denkmalschutz, c) ohne Ampel, d) ohne Werbung?

 

Antwort c) ist richtig: In Thimphu gibt es keine einzige Ampel und eine lustige Geschichte dazu..

..Der Verkehr wird von freundlichen Männern in Uniform geregelt. Dies war jedoch nicht immer so. Vor einigen Jahren, wollte die Verwaltung der Hauptstadt sich dem Westen angleichen und stellte in einer Nacht und Nebel Aktion in der ganzen Stadt Ampeln auf. Die Leute waren jedoch ziemlich verwirrt und wussten nicht was die Farben und Signale bedeuteten. Nach einem Tag gab es so viele Unfälle wie noch nie und die Ampeln mussten wieder abgebaut werden. Der König findet die Ampeln schlicht nicht schön und gab den Auftrag sie wieder zu entfernen.

Aber zurück zu meiner Unterkunft. Verschiedene Generationen wohnen in unserem Haushalt. Monira und ihr Mann Pem, Moniras Schwester Kezang und ihr Mann Karma mit ihren zwei Kindern sowie Moniras Sohn Tenzing und seine Frau, die ich Ginger nenne, da ich mir ihren Namen nicht merken kann. Zusätzlich haben wir zwei Hunde die das Haus beschützen und den ganzen Tag vor der Haustüre wachen. Wenn ich am Abend nach Hause komme, muss ich sie von weither rufen, damit sie mich nicht fressen. Ein Schäferhund wohnt mit uns im Haus und erst kürzlich hat die Familie einen kleinen Dalmatiner adoptiert und ihn damit von der Strasse geholt. Die Strassenhunde sind ein grosses Problem in Bhutan. Es ist gegen den Buddhismus die Vermehrung der Hunde zu stoppen, deshalb gibt es viele Vierbeiner in der Stadt, die kein zu Hause haben. Jede Nacht bellen die Hunde ununterbrochen. Es gibt verschiedene Gangs, die einander aus der Nachbarschaft und den Distrikts jagen. Am Morgen werde ich meistens, um etwa sieben Uhr, von den Kindern geweckt, da ihr Spielzimmer unglücklicherweise vor meiner Zimmertür ist. Auch der Schäferhund Simi hat herausgefunden wo ich wohne und bellt mich morgens aus dem Bett, da ich die Einzige bin, die mit ihm spazieren geht. Zu Hause bin ich gar keine Frühaufsteherin doch hier macht es mir nichts aus früh aufzustehen. Ich meditiere meistens für eine halbe Stunde bevor ich etwas anderes beginne.

Ich habe mein eigenes Badezimmer was ein grosser Luxus ist, verglichen mit den Studentenwohnheimen auf dem Campus. Dort teilt jeder Austauschstudent ein kleines Zimmer mit einem Einheimischen und jede Etage hat ein Badezimmer welches von etwa 13 Studenten geteilt wird. Mein Nachteil ist, dass ich jeden Morgen zum Royal Thimphu College reisen muss. Das College ist nur etwa 15 Minuten mit dem Auto entfernt. Mit dem Bus, Fahrrad und zu Fuss dauert es etwas länger. Ich habe von Peter ein Fahrrad geliehen bekommen. Einige Male bin ich damit bis zum College geradelt. Die Strasse ist jedoch sehr steil und die Fahrradtour deshalb ein strenges Training, dass ich nicht jeden Tag machen möchte. Die Leute starren einen auch ziemlich an, denn Fahrradfahren ist in Bhutan nicht wirklich gefragt. Wenn ich also nicht mit dem Velo gehe, spaziere ich gemütlich am Dzong vorbei und drehe die Gebetstrommeln am Morgen.

Ich gehe bis zur Hauptstrasse, wo ich auf den Bus warte. Meistens ist der Bus voll bis er bei mir vorbei fährt. Ich winke, um den Bus zu stoppen, doch der Fahrer winkt nur freundlich zurück und gibt mir ein Handzeichen dass der Bus schon voll ist. Voll meint wirklich voll in Bhutan. Die Leute stehen dicht aneinander gedrängt und halten sich an allem fest, was sie greifen können. Die Strasse zum College ist sehr kurvig und meistens singen und tanzen die Leute im Bus, während ich mich konzentriere nicht hinzufallen. So eine Busfahrt ist echt ein Erlebnis, dass man kaum beschreiben kann. Der Musikgeschmack der Bhutanesen ist ziemlich gewöhnungsbedürftig. Die Charts runter und rauf hören sie am liebsten Justin Bieber.

An der Uni besuche ich drei Kurse Gesprächsführung, Unternehmensführung und Gesundheitswesen. Die Unterrichtsstunden sind ziemlich verschieden von dem was ich gewohnt bin.  Die Studenten hören meistens nur zu und es findet wenig Diskussion oder Argumentation statt. Die Lehrpersonen werden sehr hoch angesehen und die Studenten trauen sich oftmals nicht etwas in Frage zu stellen. Dies gehört einfach nicht zu ihrer Kultur.

Die Anlage und Umgebung der Universität ist wunderschön. Wenn ich nicht gerade in einem Klassenzimmer sitze, gehe ich ein paar Schritte und bin mitten im Wald an einem Fluss und lese ein Buch. Nach der Schule gehe ich meistens in die Stadt und geniesse ein gutes Essen im Ambient Café, meinem Lieblingskaffee in der Stadt. Dieses Kaffee unterstützt verschiedenste Projekte mit seinen Einnahmen und ist einfach ein guter Ort um Leute kennenzulernen. Das Leben in Bhutan ist sehr preiswert, weshalb ich es mir leisten kann öfters auswärts zu essen. Ich wohne für umgerechnet 100 Franken im Monat. Wenn ich zurück in der Schweiz bin, brauche ich eine neue Wohnung, vorzugsweise in der Stadt. Ich bin mir die Miete nun gewohnt und falls jemand einen Vorschlag hat, bitte melden. Die Taxifahrt zur Uni kostet mich umgerechnet 2.30 Franken und das Abendessen rund 7.50 Franken, wenn ich es mir gut gehen lasse. Ein Bier ist ziemlich teuer und kostet 1.50 Franken. Ein Einkauf für eine Woche, mit Früchten, Brot, Mich und „Müsli“ etc. kommt auf etwa 15 Franken.

Neben den Kursen am College habe ich mich entschieden ein Praktikum zu absolvieren, um die Arbeitsweise in Bhutan etwas kennen zu lernen. Da ich oftmals Entscheidungsschwierigkeiten habe, arbeite ich für zwei Organisationen. Zum einen schreibe ich Artikel für das Yeewong Magazin. Dies ist die erste Frauenzeitschrift in Bhutan. Pema, die das Magazin lanciert hat, ist eine bemerkenswerte Persönlichkeit. Sie musste einiges auf sich nehmen, um die Zeitschrift erfolgreich im Markt einzuführen. Ihr eigener Vater hat für einige Monate nicht mehr mit ihr gesprochen. Seiner Ansicht nach ist Schreiben nicht etwas was eine Frau tun soll. Es ist eine Art „Gala“ für Bhutan. Sie spricht über verschiedene Frauenthemen wie Mode, Gesundheit, Wellness und fördert vor allem junge Bhutanerinnen, die wie sie ihr eigenes Business starten möchten. Es sind Themen, die moderne Frauen beschäftigen und weil sich das Land geöffnet hat auch für Bhutan wichtig werden. Es macht grossen Spass mit Pema neue Diskussionsthemen und Ideen für Artikel zu entwickeln. Ich kann die Artikel gut mit meinen Reisen verbinden. So habe ich beispielsweise aus der Sicht eines Chilips (Ausländer) geschrieben, als ich am Paro Tsechu war oder habe einen Spa in Thimphu besucht und über meine Erfahrungen berichtet.

Ausserdem arbeite ich für MyBhutan und zwar an einem Honigprojekt. Ich hatte ja keine Ahnung was für interessante Geschöpfe die Bienen sind. Die Hierarchie und Aufgabenverteilung in einer Bienenkolonie ist sehr spezifisch. Es gibt eine Königin, die Mutter aller Bienen. Eine gute Bienenkönigin legt ungefähr 2‘000 Eier pro Tag (wofür ein Huhn über 6 Jahre benötigen würde). Die Arbeitsbienen machen etwa 10‘000 – 50‘000 pro Kolonie aus. Daneben gibt es etwa 1‘000 männliche Biene (Drohnen genannt). Das Leben der Drohnen ist verhältnismässig einfach. Sie arbeiten nicht, sammeln kein Futter und können den Bienenstock nicht verteidigen, da sie keinen Stachel haben. Sie werden von den Arbeitsbienen mit Honig versorgt. Wie im richtigen Leben halt 🙂 Die Paarung mit der Königin ist ihr einziger Zweck. Nachdem die Drohne ihre Arbeit erledigt hat, wird sie von den Arbeiterbienen aufgefressen, da sie für die Kolonie keinen Nutzen mehr hat. Die Königin ist die Anführerin und wo immer sie hin geht, folgen ihr die Arbeiter (Frauenpower).

Die Bienen werden häufig mit Zucker gefüttert, da sie sich nicht das ganze Jahr von Blüten ernähren können. Deshalb werden sie oft in den Süden transportiert, was jedoch sehr stressig für die kleinen Geschöpfe ist. Mit dem Projekt ist es unsere Aufgabe, einen Weg zu finden, die Bienen optimal zu füttern, um einen möglichst hochwertigen Honig produzieren zu können. Der Honig soll gesund für die Bienen und den Konsumenten sein. Ausserdem soll der ganze Produktionsprozess, von der Verpackung über die Arbeit selber bis hin zum Transport, in Bhutan hergestellt werden. Dies ist eine echte Herausforderung, da es einfach an vielen Ecken und Enden an Wissen, Erfahrung und Ressourcen fehlt. Gleichzeitig sind die Möglichkeiten aber auch grenzenlos, da es vieles zu entwickeln gibt. Wenn man eine gute Idee hat, kann man in Bhutan praktisch jede Marktlücke füllen. Ich geniesse die Arbeitsphilosophie hier sehr. Vor jedem Meeting wird erstmals eine Stunde Tee getrunken und über das Leben im Allgemeinen diskutiert. Eine entspannte Atmosphäre fördert die Kreativität und die Lust am Arbeiten. Ich reise viel und besuchen die Bienenkolonien in den Dörfern, was sehr interessant ist. Gleichzeitig muss ich gestehen, dass alles einfach seine Zeit braucht und wenn man will, dass etwas von heute auf morgen geschieht, kommt man in Bhutan ohne Nervenverlust nicht weit.

Lustig war beispielsweise als ich die ersten Male das Taxi nahm. Ich stürzte mich auf das erste Fahrzeug mit der Annahme, dass es gleich losgeht – Fehlalarm! Die Taxifahrer sammeln zuerst Passagiere ein, die in die gleiche Richtung müssen, um Benzin und Zeit zu sparen. Eigentlich eine gute Variante und ziemlich ökologisch. Ich wurde jedoch ungeduldig, nachdem ich bereits 20 Minuten im Taxi sass und keine Ahnung hatte, wo mein Fahrer war. So trage ich heute immer ein Buch mit mir mit und warte geduldig, wenn ich irgendwo warten muss. Es spielt hier auch gar keine Rolle, weil ich selten ein Meeting habe, bei dem ich pünktlich sein muss. Die Bhutanesen kommen meistens etwa 30 Minuten zu spät und ich habe mich entsprechen gut angepasst.

Ein Witz habe ich dazu auch noch auf Lager. Ein Bhutanese und ein Schweizer haben einen Vortrag, bei dem sie beide sprechen müssen. Der Bhutanese kommt wie gewöhnlich zu spät, worauf ihn der Schweizer provoziert und sagt: Wissen sie, dass wir Schweizer die Uhr entwickelt haben?
Der Bhutanese darauf: Ihr habt vielleicht die Uhr erfunden, aber wir Bhutanesen haben alle Zeit der Welt.

So falsch ist diese Sichtweise nicht. Was nützt es einem die Zeit zu wissen, wenn man nicht die Zeit hat damit wirklich zu leben. Ich geniesse in Bhutan ein noch nie dagewesener Seelenfrieden und habe die Zeit mich auf mich und meine Wünsche und Bedürfnisse zu konzentrieren. Schon bald muss ich mich wieder an einen anderen Rhythmus gewöhnen. Aber bis dorthin geniesse ich noch jede Minute und Sekunde eines jeden Tages, welcher mir hier geschenkt wird.

Ich wünsche Dir heute einfach nur Zeit für dich!

Love Gina

 

http://yeewongmagazine.com/

https://www.rtc.bt/

 

 

 

 

 

Paro – Taktsang

Tigers NestEin unglaublich imposanter Ort, das Takt (Tiger) Sang (Nest) in Paro. Das Taktsang Palphug Kloster wurde zu Ehren von Guru Rinpoche (Lotus-Born) 1692 eröffnet. Die Legende sagt, dass Guru Rinpoche auf dem Rücken eines Tigers an diesen Ort geflogen ist, um Dämonen zu bekämpfen. Nach seinem Sieg gegen die bösen Mächte, meditierte er an diesem Ort für drei Jahre, drei Monate, drei Wochen, drei Tage und drei Stunden. Aufgrund eines Feuers 1998 wurden die Hauptstruktur des Tempels und alle seine Schätze zerstört. Erst kürzlich fing das Heiligtum erneut Feuer und wurde deshalb im April 2000 erneut renoviert.

Das Kloster ist eines der heiligsten Orte Bhutans. Es liegt auf 3‘120m ü. M. und scheint von einer Klippe überhängend. Es besteht aus vier Haupttempel und acht Höhlen. Die Höhle, in der Rinpoche meditierte, ist reich dekoriert, mit einer bunten Altardecke, Chukor (röhrenartige Stoffdeko mit Zotteln) sowie farbigem Wandbehang und trägt den Namen Pel Phuk. Von ihm wurden die Mönche angeleitet und inspiriert das Kunstwerk zu bauen. Mit den einfachen Mitteln dazumal, auf dieser Höhenlage und mit den schwierigen Bedingungen in dem Fels, ein wahres Wunderwerk.

images 2 Die butter lamps (mit Yak-Butter gefüllte Lampen), welche in den Tempeln leuchten, riechen unheimlich gut. Sie verleihen Wärme und Geborgenheit und hören nie auf zu brennen. Dafür sorgt jeweils ein Hausmeister, der permanent auf dieser Höhe wohnt. Die Lampen sollen helfen die Gedanken zu beruhigen und somit der Meditation dienen.

IMG_9384Unterhalb des Klosters ruht ein wunderschöner Wald voller Blumen, Vögel und Wasserfälle. Die etwa zwei stündige Wanderung, auf einem fast senkrechten, steinigen Weg, kann man entweder zu Fuss oder auf dem Rücken eines Pferdes machen. Die Anstrengung lohnt sich spätestens für die atemberaubende Aussicht über das Paro Tal. Sogar Kate und William aus England haben es, bei ihrem Besuch vor einigen Wochen, bis auf den Gipfel geschafft.

Es ist keine einfache Wanderung und hat teilweise sehr steile Abschnitte. So waren wir, vor allem beim Abstieg, vorsichtig, dass es anschliessend nicht heissen würde: „Moos war Ihr letzter Griff, bevor sie in die tiefe pfiff.“

Auf der Fahrt nach Paro haben wir uns den Song „Colors Of The Wind“ aus dem Film Pocahontas angehört. Dies klingt kitschig, ich weiss, aber der Liedtext passt super zu dem Gefühl, welches man erhält, wenn man durch die Wälder Bhutans wandert. Der Text spricht davon, dass wenn man in die Fussstapfen eines Fremden tritt, man Dinge lernt, die man vorher nicht wahrgeglaubt hat. Es scheint an diesem Ort, als würden die Farben des Winds, jeder Baum und Stein mit einem kommunizieren. Auf dem Rückweg hat mir meine Kollegin erklärt, dass ich eine Blume oder einen Stein mittragen und am Fusse des Berges zurücklassen soll. Sie rief in mein Bewusstsein, dass es an jedem spirituellen Ort auch schlechte Geister gibt. Das Symbol des Zurücklassens, von dem was dem Berg entspringt, ist gleichzeitig das Loslassen von schlechten Geister.

Nach jeder Wanderung fühle ich mich körperlich leichter und geistig heiterer – einfach eine schöne Route, die ich mit euch teilen wollte und wie es Peter Sirius zu sagen pflegt: „Viel Wandern macht bewandert“.

In diesem Sinne, geht doch heute ein paar Schritte und dankt der Natur für Ihre Schönheit.

Namasté Gina

 

 

 

 

 

Bumthang – die kleine Schweiz

Nach meinen Semesterprüfungen am RTC (Royal Thimphu College) hat mich die Reiselust gepackt und ich bin nach Zentralbhutan gereist. Ich hatte das Glück mit einem Tulku (Reinkarnation eines tibetischen Lamas) reisen zu dürfen. Was das genau bedeutete, erfuhr ich erst später. Mein Ziel war von Paro nach Bumthang über Trongsa nach Phobjikha-Valley zu reisen.

Wegen den zurzeit prekären Strassenverhältnissen, habe ich mich für einen Flug von Paro nach Bumthang entschieden. Am Flughafen angekommen, wurde mir bewusst, dass ich das Privileg hatte, mit einer bekannten Persönlichkeit zu touren. Jeder der auf Tulku zukam, hielt aus Respekt die Hand vor den Mund und verbeugte sich vor ihm, um seinen Segen zu erhalten. Ich stand jeweils etwas hilflos daneben, genoss die Aufmerksamkeit jedoch auch; vor allem da wir in der Flughafenlounge frühstücken konnten, während die anderen Passagiere mit dem Check-in beschäftigt waren. Als das Flugzeug schon fast startete, wurden wir als letzte Gäste gebeten, die Maschine zu betreten.  Als ich den roten Teppich vor dem Flugzeug sah dachte ich – jetzt gehen sie aber zu weit. Doch Dieser war nicht für den Tulku oder mich gedacht, sondern für die Königliche Grossmutter, Kesang Choden (Mutter des 4ten Königs), die auf dem gleichen Flug war wie wir. Ich konnte ja nicht ahnen, dass Tulku und die Grossmutter die besten Freunde waren, weshalb es aber selbstverständlich war, dass sie ihn begrüsste und gleich eine Reihe vor uns Platz nahm. Tulku‘s Begleiter, ein anderer Mönch, konzentrierte sich auf den bevorstehenden Flug, da er zum ersten Mal in seinem Leben ein Flugzeug betrat. Ich dagegen war voll beschäftigt mit dem Geschehen rund um den Königlichen Gast.

IMG_9511Eine Garde von Leuten stand neben der Startbahn, um sie zu verabschieden und auch als wir in Bumthang ankamen, wurde sie wieder herzlich mit Trommelschlag und Horngebläse in Empfang genommen. Alle Leute im Flugzeug standen, um ihr Ehre zu erweisen und Tulku mein Reiseleiter wurde gebeten, die Grossmutter zum Tee zu begleiten. Worauf ich plötzlich ohne Begleitung neben der Landebahn stand. Sein Fahrer wusste jedoch Bescheid und der Zufall wollte es, dass ich den Cousin des Tulkus kennenlernte, welcher einen Schweizer Spendenvater hat, deshalb in der Schweiz studierte und auch die deutsche Sprache beherrschte. Es stellte sich heraus, dass sein Vater Herr Loppacher heisst und die Cabrio Bahn am Stanserhorn in Luzern unterhaltet.

Doch zurück zu dem Ehrengast. Ich freute mich die Grossmutter zu sehen, denn mit ihr begann die besonderen Beziehungen zwischen der Schweiz und Bhutan. Sie studierte damals in England und lernte die Tochter des Schweizer Industriellen Fitz von Schulthess-Rechberg, in den 1955-er Jahren, kennen. Sie verband eine tiefe Freundschaft und bald lernten sich auch ihre Familien kennen. Die langjährige Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Bhutan geht also auf persönliche Kontakte zwischen dem 3ten König Jigme Dorje Wangchuck  und Herrn Schulthess zurück. Auf privater Basis finanzierte Herr Schulthess erste Projekte für die  Entwicklungszusammenarbeit in Bhutan. Private Hilfswerke führten diese Programme während der 1960-er und 70-er Jahre weiter. Ab 1978 engagierte sich dann zunehmend auch der Bund und in den 1980er und 90er Jahren war die Schweiz eines der vier wichtigsten Geberländer.

Dank dem 3ten König kam die Elefantendame Druk, die letzte Woche leider verstarb, als Geschenk in den Zürcher Zoo. Wie sich herausstellt, starb Druk genau am Geburtstag von Bhutans drittem König. Druk und seine Kameradin Chukha (zweite Elefantendame, ebenfalls ein Geschenk aus Bhutan) waren die ersten Botschafter zwischen der Schweiz und Bhutan, denn dazumal war das Königreich noch wenig bekannt unter den Schweizern.

Die Schweiz hat sehr viel für das Land des Donnerdrachens getan. Einer der Ersten, welcher in Bhutan aktiv wurde, war Herr Fritz Maurer. Er baute in den Siebzigerjahren, zusammen mit der Hilfsorganisation Helvetas, die erste Käserei in Bumthang auf. Und leistete im Himalaja-Königreich einen grossen Beitrag gegen Hunger und Armut. Er wollte Käse herstellen; Kühe gab es dazumal aber noch keine in Bhutan. So reiste er auf einer abenteuerlichen Reise nach Indien, um die erste Viehherde nach Bhutan zu bringen. Später kamen dann eine Bierbrauerei, das Anbauen von Kartoffeln und die Honigproduktion dazu. In ganz Bhutan wird heute Bumthang Käse, Honig und das bekannte Red Panda Bier sowie Apfelmost erfolgreich verkauft.

Im Schweizer Gästehaus hatte ich das Vergnügen seinen Sohn Tshering Wangchuk, welcher das Gästehaus heute führt, kennen zu lernen. Bei einem Raclette-Plausch am Abend, erzählte er mir von den spannenden Geschichten seines Vaters. Das „Berndütsch“ hat er nur während seiner vierjährigen Lehre als Käser geübt. Stattdessen spricht er Bumthangkha (Sprache in Bumthang), Dzongkha, Hindi und Nepali. Sein Sohn Fritzli trägt stolz den Namen seines Grossvaters. Herr Maurer hat schon früh verstanden, dass er sich integrieren muss, wenn er Land und Leute verstehen will und von den Menschen in Bhutan geschätzt werden möchte. So trägt „Dasho (Onkel) Fritz“ heute immer noch ausschliesslich die Nationalkleidung und hat zu Ehren seiner grossartigen Leistung die Auszeichnung des „Roten Schals“ vom vierten König erhalten.

Dieser Ausflug stand unter einem guten Stern für mich. Die Reise nach Phobjikha-Valley konnte ich mit einem Gast der Königsfamilie weiterführen, was mir die mühsame Reise mit dem Bus ersparte.

In Phobjikha wartete eine liebe Freundin auf mich und wir verbrachten einige wunderschöne Tage zusammen. Ich war wahrscheinlich die einzige Touristin im Tal, weshalb ich einige Blicke auf mich zog. Wir besuchten unter anderem die Fabrik, in der die wertvollen Räucherstäbchen hergestellt werden, welche in jedem Tempel brennen.

Ausserdem unternahmen wir viele Wanderungen und erhielten eine von Nonnen, speziell für uns organisierte, Gebetszeremonie der 21 Taras.

Der Jimilang Tsho (brennende See), in Bumthang, war ein weiteres Highlight. Obwohl meine insgeheime Vorstellung etwas von der Realität abwich. Mit allem was ich bereits in Bhutan erlebt habe, stellte ich mir einen riesigen See mit grossen Bäumen und brennenden Flammen vor, welche aus dem See ragen. Diese Vorstellung schien mir völlig plausibel, da der Ort ein sehr spiritueller und religiöser Platz ist. Es handelt sich aber mehr um einen Fluss, der sich durch enge, gletscherähnliche Ritzen und Rinnen windet, wobei an einer Stelle ein kleiner Teich entsteht. Dies macht den Ort aber nicht weniger kraftvoll. Tulku erzählte mir die Geschichte des Ortes: „Pema Lingpa hatte eine Vision, dass im Tang Tal verborgene Schätze zu finden seien. Diese Schätze wurden von Guru Rinpoche lange Zeit voraus gesagt. Pema Lingpa fand einen heiligen Text, indem ihm geraten wurde, an den Ort zurückkehren. Da der Landeshauptmann seiner Geschichte nicht traute, zündete er eine Kerze. Diese in der Hand haltend, sagte er zu der Bevölkerung: „Ich kehre nicht eher zurück, bis ich die Schätze gefunden habe.“ Das gesagt, sprang er in den Teich und blieb lange Zeit unter Wasser, bis er wieder kam und zwar nicht nur mit den Schätzen in der linken Hand aber mit der immer noch brennenden Kerze in der rechten. Pema Lingpa wurde einer der wichtigsten Lehrer in der Nyingma School des Tibetischen Buddhismus. Ich hätte Stunden an diesem Ort verbracht, wenn mich Tulku nicht aus meiner Meditation geholt hätte.

Einmal mehr, hat mich das Land von einer neuen Seite beeindruckt. Bumthang wird nicht ohne Grund die „kleine Schweiz“ genannt. Dies kann ich nun aus eigener Erfahrung bestätigen. Land und Leute in den Dörfern sind noch herzlicher und gastfreundlicher als in der Hauptstadt und es war schön einige der alten Traditionen und Sehenswürdigkeiten zu bestaunen.

Wer alles mit einem Lächeln beginnt, dem wird das meiste gelingen. (Dalai Lama)

Lach mal, es ist Freitag!
Gina

 

 

 

 

 

Ein Sohn für das ganze Volk

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Jigme Namgyel Wangchuck

Seine Majestät der König hat im November letzten Jahres gesagt: „Der Prinz wird ein Sohn für die Leute in Bhutan werden…“

Der Name des kleinen Prinzen wurde am letzten Samstag enthüllt.  Zu seinem Namen und dem Geburtsjahr gibt es einiges zu sagen: Er wurde von einem hoch anerkannten Lama, mit dem Namen Jigme Namgyel Wangchuck, getauft. Dieser Name bringt Bhutans Geschichte zum Leben – gebunden an die Vergangenheit und gewoben für die Zukunft. Der Königssohn definiert die Identität für eine neue Generation in Bhutan und öffnet ein neues Kapitel für die Geschichte des Landes.

Das Timing der Namensgebung ist kein Zufall. Der vergangene Samstag, der 16. April 2016, war ein heiliger Tag für Bhutan. Vor 400 Jahren kam Zhabdrung Ngawag Namgyal nach Bhutan. Er gilt als Gründer des Reiches. Die Zeremonie fand im Puna Dechen Phodrang Dzong (Tempel) in Punakha statt, welcher von Zhabdrung erbaut wurde. In der Zeit wurde gleichzeitig der Staat und die Regierung gründete. Es herrschte ein Duales-System, welches eine geistliche- und verwaltungstechnische Seite beinhaltete. Dieses System lieferte eine Regierungsform, basierend auf dem Buddhismus, mit administrativen, moralischen und sozialen Aspekten sowie einer gesetzlichen Führung. Die Grundzüge der geistlichen Führung sind weiterhin wichtiger Bestandteil der Regierung und der Prinz als Buddhist soll diese Werte erhalten.

Das ganze Land hat an diesem Tag gefeiert. Vor Ort war natürlich die Königsfamilie, seine Majestät der König und die Königin sowie der 4te König (Grossvater), viele Heilige und diverse Politiker des Landes sowie einfache Leute, die das Ereignis hautnah miterleben wollten.

Dieser Tag wird in die Geschichte Bhutans eingehen. Im 8ten Jahrhundert hat Guru Rinpoche vorausgesagt, dass der Name „Namgyel“ am Fusse des Berges erscheinen wird. Im 17ten Jahrhundert kam Zhabdrung an diesen Ort, was ich bereits in meinem letzten Bericht beschrieben habe, und hat das zerrissene Land geeinigt und dem Land seine Identität gegeben. Er war es auch, der die Nationalkleidung (Kira und Gho) eingeführt hat. Die Kleidung ist bis heute einmalig auf der Welt und wird nur in Bhutan getragen.

Der erste Monarch Bhutans, Gongsar Ugyen Wangchuck, wurde ebenfalls in diesem Tempel einstimmig gewählt. Dies brachte ein Ende zu den Kleinkriegen und stabilisierte das Land politisch. Viele Glückverheissende Zeremonien wurden bereits über Jahrhunderte in diesem Tempel gefeiert. Die Könige der Wangchuck Dynastie wurden allesamt in diesem Tempel gekrönt.

Jigme heisst furchtlos – ein Konzept für die Realisierung der ultimativen Wahrheit. Wenn der Geist unverfälscht und glasklar ist, hat jemand die ultimative Wahrheit realisiert und braucht deshalb keine Angst vor Illusionen zu haben. Furchtlosigkeit, sagen die Bhutanesen, erreicht man nicht nur durch die Einsicht aber durch Mitgefühl. Mitgefühl ist nicht limitiert durch Raum, Zeit und Menge. Dies gilt als Quelle der Furchtlosigkeit. Der zweite Teil des Namens Namgyel, trägt den Sinn für Triumph und Vervollständigung. Der Namensträger wird schlechte Geister vertreiben können. Im Buddhismus ist das Siegerdenken, weil man dadurch alle Hindernisse für sich selbst und andere überwinden kann. Wangchuck kann wörtlich mit „Lord“ übersetzt werden. Im Buddhismus heisst das, dass jemand nicht nur weltliche Qualitäten aber überweltliche Eigenschaften besitzt. Im weltlichen Sinne kann man sagen: Jemand ist mit majestätischen und autoritären/herrschenden Anlagen geboren.

Interessant ist, dass der Tempel wiederholt mit der Natur zu kämpfen hatte. Er wurde von Waldbränden 1780, 1789, 1802, 1831, 1849 und 1986 beschädigt. 1897 wurde ein massives Erdbeben gemessen und eine verheerende Flutwelle überkam den heiligen Ort 1994. Erzählungen zu Folge, blieben die Buddha Figuren und andere Heiligtümer wunderbarerweise unbeschädigt. Wenig überraschend steht der Tempel heute als Zeichen von Einheit, Frieden, Stabilität und Wohlstand. Eine Sicherheit, dass das Dharma (kosmisches Recht und Ordnung) weiterhin blühen wird.

Das Zusammentreffen von verschiednen glücksverheissenden Ereignissen…

Schon die Geburt des Prinzen am 5. Februar 2016 versprach einiges. Er ist im Jahr des „Feuer Affen“ genau wie sein Vater geboren. Der König und der Prinz haben dasselbe Geburtszeichen und sind im gleichen Monat geboren. Ausserdem sind beide in einem Schaltjahr 1980 und 2016 zur Welt gekommen. Der Fakt, dass auch Guru Rinpoche in einem Jahr des Affen geboren wurde, mache die Geburt des Prinzen ein noch grösseres Glücksereignis.

Als, zum 60ten Geburtstag des 4ten Königs, im November 2015, verkündet wurde, dass die Königin ein Kind erwartet, hat es über dem berühmten Phajoding Kloster geschneit. Zu dieser Zeit des Jahres hat es vorher noch nie Flocken gegeben. Der Ort war Meditationsstätte einer der grössten Meister des 13ten Jahrhunderts.

Das Jahr 2016 ist ausserdem das 108te Jahr nach der Gründung der Monarchie 1907. Für den Buddhismus ist die Zahl 108 eine Glückszahl. In jedem Tempel stehen 108 kleine Buddha-Figuren. Ausserdem bestehen die Gebetsketten, die im ganzen Land getragen werden, aus 108 kleinen Holzkugeln. Mit der Zahl 108 wird in Bhutan vieles in Verbindung gebracht. Die religiösen Praxen wie das Singen von Mantras etc. sind auf dieser Zahl aufgebaut. Ein spezielles Ereignis also, dass der Prinz im 108ten Jahr nach der Gründung der Monarchie zur Welt kam. Ausserdem zählen die Schaltjahre, indem der König und Prinz zur Welt kamen, 366 Tage. Es ist Interessant, dass (3x6x6) wieder 108 ergibt.

Die Numerologie lässt einiges zu, so könnte ich noch lange weiter schreiben. Aber nebst dem ganzen Spirituellen, bedeutet die Geburt des Prinzen vor allem auch politische stabilität. Dies ist für ein kleines Land, wie Bhutan, besonders wichtig, berücksichtigt man seine zwei grossen Nachbaren Indien und China.

Letzte Woche war eine ereignisreiche Woche in Bhutan. Ausser der Namensgebung des Prinzen, kam hoher Besuch aus England in das Land des Donnerdrachens. Prinz William und Herzogin Kate haben das Königspaar besucht. Es war ein riesiges Ereignis für das Volk. Die Schulzimmer waren halbleer und jeder hat versucht einen Eindruck des Paares zu bekommen. Es war eine entspannte Atmosphäre beim Pfeilbogenschiessen, in Thimphu. Eine tolle Figur macht die Herzogin ohnehin immer, obwohl sie einer der Männer fast mit Ihrem Pfeil getroffen hätte. Von den restlichen Ereignissen des Besuches war die Öffentlichkeit leider ausgeschlossen.

IMG_9171Die beiden Frauen hatten sicherlich vieles auszutauschen. Schliesslich kommen beide aus bürgerlichem Haus und haben einen Prinzen geheiratet. Auch die Liebesgeschichte von beiden Paaren ist sehr romantisch. Mein Traumpaar steht jedoch fest. Das Liebesbarometer des Königpaars von Bhutan schlägt jede Skala und ihr gemeinsames Baby ist das schönste überhaupt – Eyes full of wonder, Heart full of joy.

Ich habe mir den Segen, für diesen speziellen Tag, beim „Affen“ direkt geholt und wanderte zu einem verlassenen Tempel in Thimphu.

Es war mystisch und ich genoss eine wunderschöne Aussicht, als mich eine Gruppe von Affen besuchte. Diese gelten als Zeichen des Glücks, was ich dankend angenommen habe.

: ( : Du entscheidest, Gina

Punakha Dzong

Dieses Wochenende besuchte ich einer der ältesten und grössten Dzongs (Tempel) in Bhutan. Er wurde im 17. Jahrhundert von Zhabdrung Ngawang Namgyel (Dem Einiger von Bhutan) erbaut. Die Asche nach seinem Tod wird bis heute im Dzong aufbewahrt. Punakha war die Hauptstadt des Landes von 1637 bis 1907 (heute Thimphu). Am 13. Oktober 2011 fand die königliche Hochzeit, des amtierenden 5ten Königs und seiner Frau, in diesem Dzong statt. Ausserdem wird nächstes Wochenende die Taufe des kleinen Kronprinzen, der am 07. Februar 2016 zur Welt kam, dort gefeiert. Bis zu diesem Tag wird er Gyalsey (Königssohn) genannt. Zur Geburt des Prinzen wurden in Bhutan 108‘000 Bäume gepflanzt. Ich und die Biodiversität des Landes sind gespannt was die Taufe bringt.

Guru Rinpoche (Eine der heiligsten Figuren in Bhutan) hat den Bau dieses Tempels vorhergesagt. Er prophezeite,  dass eine Person namens Namgyel auf dem Hügel, welcher die Form eines Elefanten hat, eintreffen wird. Als Zhabdrung Ngawang Namgyel die Ortschaft Punakha besuchte, wählte er den Platz am Fusse des Berges und in der Einmündung der beiden Flüsse (Mo Chhu = weiblicher Fluss und Pho Chhu = männlicher Fluss) für den Bau des Dzongs. Der Dzong ist wunderschön gelegen, umgeben von Wasser erinnert er an ein riesiges Dampfschiff. Eingezäunt ist das Heiligtum ausserdem von einem imposanten Garten. Das Zuhause für viele Vögel und Bienen, welche fleissig an ihren Waben bauen. Die unzähligen Blumenarten, die zu dieser Zeit in voller Pracht erscheinen, erblühen in pink, lila, weiss, rosa, rot und orange und verleihen dem Ort einen speziellen Zauber.

Neben dem Hauptdzong steht ein kleineres Gebäude, indem eine Buddhafigur seit 1326 weilt. Der Dzong wurde 1637 erbaut und hat den wundervollen Namen „Great Happiness“.  Später wurde eine Kapelle errichtet, als Erinnerung des Sieges über die Tibeter in 1639. Die Waffen, die während der Kämpfe erbeutet wurden, sind im Dzong konserviert und gelten heute als Symbol des Friedens. Der Dzong ist in der Winterzeit der Wohnsitz für die Kommission klösterlichen Angelegenheiten und permanenter Wohnort für 600 Mönche.

Nur wenige Schritte entfernt, befindet sich die zweitlängste Hängebrücke in Bhutan. Die Brücke hängt sehr hoch über einem reissenden Bergfluss. Die Brücke ist perfekt für jeden, der sein Herz vor Aufregung zum Pumpen bringen will. Der Grund für die Errichtung der Brücke war jedoch nicht das Amüsement der Reisenden, sondern die Verbindung von Punakha, dem Dzong und den vielen kleineren Dörfer, die Punakha umgeben. Die Aussicht von der Brücke ist atemberaubend und spektakulär. Die farbigen Gebetsflaggen, die umliegenden Berge, der rauschende Fluss und die Mönchen, die darin baden, machen den Platz einzigartig. Die farbigen Gebetsflaggen stehen übrigens für die vier Elementen (Feuer = rot, Wasser = blau, Luft = gelb und Erde = grün). Die weissen Fahnen gelten den Verstorbenen.

Noch spannender war der Besuch an einem weiteren sehr spirituellen Ort, dem Chimi Lhakang Tempel. Er wurde 1499 von der 14ten Druck Dynastie von Nggawang Choegyel erbaut. Der Tempel ist berühmt für seine Fruchtbarkeit. Viele Paare, die keine Kinder bekommen können, besuchen diesen magischen Ort für seinen Segen. In der Geschichte des Tempels heisst es, dass Lama Kuenley einen Dämon von Dochu La (einem anderen Distrikt)  besiegt hat und ihn in einem Stein gefangen gehalten hat, welcher in der Nähe vom heutigen Chorten (Reliquienschrein) steht. Er war bekannt als „Divine Madman“ für seine unorthodoxe Weise, den Buddhismus zu lehren und zu leben. Er hat stets gesungen, getanzt und Witze erzählt. Viele Lehrer, zu dieser Zeit, sahen seinen Lebensstil als empörend an, da er sich mit Frauen traf und in ihren Augen ein bizarres auftreten hatte. Aber vielleicht ist gerade durch seinen Geist dieser Ort heute so energiegeladen. Ich habe mit Freude die Fotobücher angeschaut, welche die Paare zeigen, die Bilder mit Ihren Sprösslingen zurück in die Gebetsstätte schickten. Der unerfüllte Kinderwunsch wurde plötzlich erhört oder wie es Byron Katie quotieren würde: „Work your mind, and the body will follow“.

Die historischen Ausflüge konnte ich mit viel Spiel, Spass und Spannung beim River Rafting verbinden. Der malerische Dzong imponierte vom Wasser aus noch mehr. Die Nacht verbrachte ich auf einem nahegelegenen Zeltplatz und mein „Bärenhunger“ wurde von lieben und gastfreundlichen Einheimischen mehr als gestillt. „The real adventure“ war aber mehr die Brückenüberquerung als der milde Fluss.

Have a buddhaful day!
Gina

 

Bhutan’s Paro Tshechu Fest

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Kuzo zangpo la (Hallo)

Mein Besuch am traditionellen Paro-Tshechu-Fest hat in diesen Tagen stattgefunden. Die Zeremonie ist Zeugnis buddhistisch- lamaistischer Kultur und Lebensweise. Die imposanten Klosterburgen (Dsongs), haben eine grossartige Innengestaltung. Sie sind Sitz der Mönche und der religiösen Kraft und somit geistige Zentren des Landes. Hier finden jährlich die imposanten Tscham-Klosterfeste (Tsechus) mit den farbenfrohen Tänzen statt. Sie sind für jeden Bhutanesen ein Höhepunkt im Festtagskalender und der Schwerpunkt im religiösen Leben des Buddhisten. Die Feste sind der Schlüssel für das Weiterleben der Kultur, Religion und Geschichte im Lande des Donnerdrachens.

Die Klosterfeste sind im gesamten buddhistisch beeinflussten Himalaja-Raum stark verbreitet. Jeder Distrikt und grössere Tempel hat seine eigene jährliche Zeremonie. Ursprünglich galten sie der Vertreibung des dunklen Winters und riefen den Frühling mit seiner Fruchtbarkeit herbei. Wichtige frühere Elemente waren dabei auch die Dämonenaustreibung sowie Tier-und Menschenopfer aus dem ursprünglichen Himalaja Bön-Glaubens. Im Laufe der Jahre wurde dem Dämonenzauber ein Lamaistisches Gewand übergestülpt und auch heute noch bildet die Auseinandersetzung des Buddhismus mit der Bön-Religion den Hintergrund der Feste und Tänze. Gleichzeitig ist es ein Kampf des Guten gegen das Böse. Die Mysterienspiele der Mönche, zeigen bizarr-dämonisch Maskierte und ihre prunkvollen Gewänder.

Das Spiel dient als Belehrung der Gläubigen im Sinne des Lamismus, wobei ihnen alle guten und furchterregenden Gottheiten ihrer Glaubenswelt begegnen. Sie sollen die Zuschauer an die Grundregeln des Lamaismus gemahnen und sie so zu einer bewussten Religionsausübung und einer gerechten Lebensführung anleiten.

Geehrt wird heutzutage vor allem Guru Rinpoche „Lotusgeborener“ der den Buddhismus in tantrischer Form (8. Jahrundert) in die Himalaya Region gebracht hat. Mit ihm fühlen sich viele Bhutanesen sehr stark verbunden.

Das Fest ist aber auch eine gute Chance sich mit der Familie und Freunden zu treffend. Zu diesem Anlass nehmen die Einheimischen ihren wertvollsten Schmuck, aus Türkisen, Korallen und anderen Edelsteinen, aus der True und kleiden sich mit Ihrer kostbarsten Robe. Jeder kann an diesem Fest sein gutes Karma schaffen und näher an die Erleuchtung kommen – dem ultimativen Ziel jedes Buddisten.

Schon frühmorgens um drei Uhr strömen die Gläubigen aus dem Paro-Tal und aller Welt in Richtung Festplatz oberhalb des Dsongs. Das Tsechu dauert insgesamt fünf Tage. Die Kulisse ist zauberhaft und atemberaubend. Man hat einen grandiosen Blick auf die Himalajabergwelt und um den Festplatz harren die Leute dichtgedrängt und erwartungsvoll dem Beginn des Schauspiels entgegen. Dumpfe klänge der Handtrommeln bereiten den Platz vor und dienen als Geistervertreiber.

Das Programm ist dicht gedrängt, die Tänzer agieren in rascher Folge. Die Zuschauer kennen die Bedeutung und die Botschaft der Tänze ganz genau, sie sind ihnen von Kindheit an vertraut. So fällt es ihnen offenbar nicht schwer, ihre oftmals komplexe Symbolik zu begreifen. Nur eine der Darbietungen möchte ich hier kurz ansprechen. Eine Gruppe von Clowns (Atsaras genannt) mit roten Masken stürmt zwischendurch immer wieder auf die Tanzfläche. Sie sind sehr witzig und neckisch und unterhalten die Zuschauer mit Ihren Streichen und lustigen Tänze. Sie halten ausserdem einen grossen Penis in der Hand und lenken die Frauen damit ab. Alle kichern wenn sie auf der Bühne erscheinen. Auch ich konnte mir das Schmunzeln nicht verkneifen. Ich habe mir erklären lassen, dass ein alter Guru einen Dämon vertrieben hat, indem er ihm den Penis gezeigt hat. Viele Häuser hier in Bhutan sind mit Penisen bemalt und es ist auch das meistverkaufte Souvenir im Land. Ich fand diese Geschichte sehr amüsant. Ihr Lieben zu Hause könnt euch auf meine „Mitbringsel“ aus dem mystischen Land des Donnerdrachens freuen.

Zum Schluss (am 5. Tag der Zeremonie) geschieht der Höhepunkt des Festes. Das heilige Thangka (ein Tuch aus edelster Seide) wird ausgerollt. Viele Gläubige stellen sich in eine Reihe, um das Tuch anzufassen und gesegnet zu werden. Ein Lama bespritzt die Abbilder von Guru Rinpoche / Padmasambhava und seinen Begleitern mit heiligem Wasser, um sie von unguten Einflüssen zu reinigen und zu befreien. Wenn die Sonne mittags im Süden steht, wird das Thangka langsam wieder aufgerollt. Eine Reihe von Mönchen trägt es zurück in den Dzong, wo es bis zum nächsten Tsechu aufbewahrt wird.

IMG_8959Am letzten Tag hat auch der König, in Begleitung des Premierministers, die Feier besucht. Ein roter Teppich wurde auf dem Festplatz ausgerollt und alle standen stramm als der König mit edlem Gang über den Läufer stolzierte. Ich hatte den König zum ersten Mal so nahe und in echt gesehen. Ihn umgibt eine unglaubliche Aura und jeder verstummt aus Ehrfurcht vor ihm. Auf unserer Höhe blieb der König stehen und schaute Peter und mich an. Mir ist vor Schreck fast das Herz in die Hosen gerutscht und ich dachte mir: „Was sagst du schlaues wenn er dich etwas fragt?“ Zum Glück hat er zu Peter gesprochen und gesagt: „Peter what kind of motorbike are you driving right now? We have to go on a bikeride soon!“ Ich fand es so cool wie unbeschwert, locker und sympathisch der König wirkt. Ich nahm an, dass er sich auf einen Thron irgendwo auf der Höhe des Festplatzes setzen würde. Stattdessen marschierte er auf die Tribüne mitten in die Menge und mischte sich unter die Zuschauer – keine Sicherheitsleute, Polizisten oder andere Bewaffnete begleiteten ihn. Er setzte sich zwischen zwei älteren Damen, die ihr Glück kaum fassen konnten. Sie verdeckten Ihren Mund aus Respekt, wenn sie mit ihm sprachen. Verschiedene Leute um ihn herum reichten ihm ihre Gebetsketten, damit er diese in der Hand hielt und mit seiner Kraft segnete. Die Einfachheit und gleichzeitge Kraft Bhutans wiederspiegelt sich auch in „Your Majesty the King“. Er nutzt seine Position in keinster Weise aus und weiss, dass er von seiner Bevölkerung getragen und respektiert wird.

Kleine 1090530Dann ist das Spiel aus, das Fest der Götter ist zu Ende. Noch ganz befangen von den starken Eindrücken des Erlebten verlasse ich den Platz des Geschehens. Das Fest regt an über die eigene Geisteshaltung und Lebensauffassung nachzudenken. Nachhaltige Gesichtsausdrücke von anderen westlichen Touristen, lassen mich erkennen, dass diese Begegnung auch bei Ihnen die Wirkung nicht verfehlt hat.

Das Vertrauen der Gläubigen ist wieder gefestigt und sie sind sich gewiss, dass für ein weiteres Jahr der Segen der Gottheiten über ihnen ruht – Bis zur nächsten Tsechu werden Frieden, Glück und Wohlstand über dem Paro-Tal herrschen.

Himalaja-Begeisterte nennen Bhutan zu Recht, das letzte Shangri La, das letzte Paradies.

Kadrin chhe la (Danke)

Gina

Mein Bericht im Yeewong Magazine – das erste Frauenmagazin in Bhutan: http://yeewongmagazine.com/my-top-5-moments-at-paro-tshechu/

Wer sich für die Hintergrundbeschreibungen und Deutungen der Tänze des Paro-Festes interessiert kann im Buch von Gisela Bonn „Bhutan – Kunst und Kultur im Reich der Drachen“, DuMont-Verlag, Köln 1988 mehr erfahren.

Cherry tree in full bloom

Die Natur kann mich nie langweilen, ich werde immer fasziniert von ihr sein..

..Gestern habe ich meine erste längere Wanderung unternommen. Es gibt so viele wunderschöne, unberührte Pfade hier in Bhutan. Auf allen Gipfeln ruht ein Kloster, welches die Wälder mit einer Ruhe und Schönheit segnet, die ich so noch nie erleben durfte. Über vierzig Klöster beschützen das Königreich. Eine beträchtliche Anzahl, wenn man die Bevölkerung von rund 700,000 Menschen mit in Betracht zieht.

Das Kloster, welches ich besucht habe, heisst Chagri Dorjeden Monastery (auch genannt Cheri). Es liegt etwa 15 Kilometer ausserhalb der Hauptstadt und wurde bereits 1620 von Ngawang Namgya Rinpoche im Alter von 27 errichtet. Rinpoche ist ein tibetischer Ehrentitel, der meist für ein Lama oder andere Würdenträger verwendet wird. Das Wort setzt sich zusammen aus rin (po) „Wert“ und che „Grösse“ und bedeutet daher wörtlich „Kostbarer“. Der Titel ist hauptsächlich für Trülkus (d.h., als Wiedergeburt eines früheren Meisters anerkannte Personen) gebräuchlich. Der Rinpoche verbrachte drei Jahre, drei Monate und drei Tage „retreat“ (kompletter Rückzug) auf Cheri und kehrte im Laufe seines Lebens immer wieder an diesen wunderbaren Ort zurück. Jeder Mönch beginnt seinen Werdegang mit einem solchen Rückzug und viele wiederholen diesen mehrmals im Laufe ihres Daseins auf der Erde.

Der Weg beginnt mit der Überquerung einer Brücke. Man kann entweder die Treppe nehmen oder direkt den Gang auf das Holz vortsetzen. Ich sah mir die Treppe an und musste schmunzeln, da sie völlig überflüssig an diesem Ort stand. Ich erkannte sie als Zeichen für das Leben selbst: Wir bauen Treppen, vielmehr Hindernisse, wo sie gar nicht gebraucht sind.

Ich kann mit Worten kaum beschreiben, was für ein Zauber diesen Ort beglückt. Es war als würde die Sonne mich durchströmen und jede Ader meines Körpers mit Wärme und Geborgenheit segnen. Ich war unermüdlich auf dem Weg zum Gipfel und hatte eine Energie wie nie zuvor. Immer wieder hielt ich inne, schaute über den grünen Teppich der Wälder und konnte mein Glück kaum fassen. Die Mönche hatten an diesem Tag eine spezielle Zeremonie – so gehörte der Berg nur mir und meinem Begleiter Jurmi. Dies war nicht die erste Wanderung von Jurmi. Seit Jahren ist er unterwegs und hat schon die ganze Welt bereist. Schon früh hat er gespürt, dass die unendliche Reise seine Bestimmung ist und dieser ist er bis heute gefolgt. Seine Geschichten sind einzigartig und nichts kann ihn aus der Ruhe bringen. Beispielsweise ging sein Handy-Bildschirm auf unserem Ausflug kaputt. Er setzte sich zum Ausruhen auf einen Stein und vergass, dass sein Mobile noch immer in der Hosentasche war. Als er bemerkte, dass der Bildschirm einen Sprung hatte sagte er: „Ich bin froh, jetzt muss ich mir keine Sorgen mehr machen, dass es kaputt geht.“ Ich bin dankbar, Menschen wie ihm begegnen zu dürfen. Alles was er sagt, hat so viel Inhalt wie das Leben selbst. Er hat mir auf dieser Wanderung vor Augen geführt, dass ich diesen Tag nicht ein zweites Mal erleben werde und dass ich das Beste davon an Erfahrung mitnehmen darf.

Oben auf dem Berg meditierten wir und die Zeit schien für eine Weile stehen zu bleiben. Ich konzentrierte mich auf den Vogelgesang und das sanften „Klimpern“ der Gebetsrollen; bis mich eine Bergziege aus der Ruhe brachte. Diese Ziegen haben einen stolzen Charakter, als würde der Berg ihnen gehören.

IMG_8731Entlang des Weges waren zahlreiche Türme aus Stein aufgebaut. Ich nahm einen Stein und ergänzte eines der Werke. Sie gelten als Symbol des „Loslassens“. Man soll den Stein nicht nur als solchen sehen, sondern vielmehr als Stellvertreter für die Trennung zu Materiellem im Allgemeinen. Wenn man alles im Leben so einfach loslassen könnte wie diesen Stein, wäre man nicht so abhängig von Mustern, Gewohnheiten und Gegenständen so könnte die Welt ein Ort des Schenkens und Empfangens sein.

Ich steige voller Dankbarkeit und Bewunderung von diesem Berg und mache mir bewusst: Wenn man etwas erleben will, was man noch nie erlebt hat, muss man etwas tun, was man noch nie getan hat…

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Keep calm and eat cherry!

Love and Light, Gina

Welcome to Bhutan

Meine ersten Tage im Drachenland

Es war ein aufregender Flug von Bangkok nach Bhutan. Ich liess meinen ganzen Charme für mich arbeiten und tauschte mit einem anderen Passagier die Plätze. Ich wollte unbedingt eine gute Sicht bei der Landung und dies blieb mir auch nicht verwehrt – Noch nie war ich den Bergen so nahe. Von Bangkok her begleitete mich die Sonne und die Sicht war einfach perfekt. Dennoch war ich froh, als der Pilot den Vogel zu Boden brachte – so viel hatte ich im Voraus gelesen und die Landung gilt als eine der schwierigsten weltweit.

..So herzlich wurde ich  in Paro empfangen. Ein Freund aus der Schweiz hat mir einen Kontakt in Bhutan vermittelt – Peter ist Architekt und lebt seit 25 Jahren im Land der Drachen. Er kennt hier Gott und die Welt. Dies wurde mir schnell bewusst, als er mir von seinen abenteuerlichen Geschichten zu erzählen begann.

Peter ist einer von acht Privilegierten, die vom König persönlich einen Bhutanesischen Pass erhalten haben. Seine Frau Soma ist mit der Königsfamilie verwandt. Ich hatte bis anhin noch keine Gelegenheit Soma persönlich kennen zu lernen, da sie zurzeit im Osten weilt, um zu meditieren. Der Buddhismus wird von Peter und seiner Familie stark gelebt. Er hat mir erklärt, dass das alltägliche Leben stark vom Buddhismus und seinen Traditionen geprägt ist, so dass man diese Religion automatisch zu leben beginnt, wenn man sich hier längere Zeit aufhält.

Peter ist Teil einer grossen Familie hier in Bhutan und somit habe auch ich gleich viele Freunde gefunden. Mit den Namen tue ich mich noch ein wenig schwer aber ich gebe mir grosse Mühe sie auseinander zu halten. Soma hat vier Kinder – Tsoki (jüngste Tochter) hat bereits am ersten Abend liebevoll für die ganze Familie gekocht. Es gab Kewadazzi ein traditionelles Gericht (Kewa heisst Kartoffel und Dazzi heisst Käse). Es gibt auch noch Emadazzi (Chili und Käse) sowie Shamadazzi (Pilz und Käse). In einem grossen Topf werden alle Zutaten gemischt, der geschmolzene Käse wird zu einer Art Sauce und zu jedem Gericht wird reichlich Chili gegessen. Ich liebe scharfes Essen und finde die Menüs bis anhin sehr bekömmlich. Ausserdem zu der Familie gehören: Lekhsehy, Namda, Mikyol, Pampa, Harka, Semla, Karma Tulku, Karma Thinley, Num Num, Num Ju und viele mehr…ihr versteht was ich meine :).

Ausserdem habe ich bereits den Architekten Rashney des RTC (Royal Thimphu College), welches ich ab Montag besuchen werde, kennengelernt und viele Kontakte geknüpft. Ich bin auch bereits stolze Besitzerin einer lokalen Simkarte.

Auf dem Bild oben seht Ihr die Kleinen der Familie beim Pizza essen und das schmucke Häuschen, indem ich zurzeit noch wohne. Die Aussicht ist phantastisch! In der Nacht wird es sehr kalt (Aussentemperatur = Innentemperatur) und ich habe dementsprechend auch schon eine rote, laufende Nase. Die anderen der Familie sind Barfuss unterwegs und finden meine Schlotterattacken ziemlich lustig.

Das Abenteuer Bhutan kann beginnen. Ich fühle mich in den besten Händen…

Happy happy Gina so far in Bhutan.

Bis bald und

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Tashi Delek

Ein wunderbares Wort, welches für alles Verwendung findet: Alles Gute zum Geburtstag, Gratulation zu der Hochzeit, Liebe, viel Glück und Freude und nur die besten Wünsche.